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23/august/2018

LOST IN TRANSLATION – DER DSCHUNGEL DER BEGRIFFLICHKEITEN RUND UMS IOT

Das IoT verändert rasant unsere Lebens- und unsere Arbeitsbedingungen. Vernetzte Geräte, Gegenstände und Maschinen gehören zum Alltag und sind schon lange keine Zukunftsmusik mehr. Die Entwicklungen verdanken wir den voranschreitenden Technologien in der Funk- und Netzwerktechnik sowie in der Sensorik, ohne die die zunehmende Vernetzung gar nicht möglich gewesen wäre (vgl. "Konstruktionspraxis Vogel"). Aus der Sensorik kommt auch der Namensgeber des Phänomens: Technologie-Pionier Kevin Ashton, geboren in Birmingham, arbeitete am Massachusetts Institute of Technology an internationalen Standards für Sensoren und prägte die Bezeichnung Internet of Things im Kontext der RFID (radio-frequency identification). 1999 wurde der Begriff von Ashton erstmals verwendet, die Idee vernetzter Geräte gab es natürlich aber schon weitaus länger. Zahlreiche Aufsätze verfolgen die IoT Spuren sogar zurück bis Nikola Tesla. 
Der Begriff selbst wird seit 2003 in den „Mainstream-Medien“ verwendet. Googelt man heute „Internet of Things“, stößt man auf sage und schreibe 1.370.000.000 Treffer.

Doch wie soll nun ein einziger Begriff den unzähligen neuen Anwendungen und Technologien gerecht werden? Natürlich gar nicht. Und so haben sich im Laufe der letzten Jahre eine Vielzahl weiterer Ableitungen und Anlehnungen gebildet. „Industry 4.0“, „Industrial Internet of Things“, „M2M (machine to machine) Communication“, „Industrial Internet“, „Web of Things“, „Internet of Everything“, „Embedded Internet“ und „Industry of Things“ sind nur ein Bruchteil der entstandenen Begriffe. Im Grunde beruhen alle Begriffe auf der gleichen Idee: der Vernetzung und Automatisierung von Geräten und Maschinen. Jedoch decken sie unterschiedliche Bereiche ab und setzten damit jeweils andere Schwerpunkte. Einer der wichtigsten Bereiche ist – ohne Frage – der industrielle Sektor.

Industrie 4.0 vs. Industrial Internet of Things vs. Industry of Things

In Deutschland wird überwiegend der Begriff „Industrie 4.0“ verwendet. Dieser geht zurück geht auf die Forschungsunion der deutschen Bundesregierung sowie ein gleichnamiges Projekt und eine Forschungsplattform. Im englischsprachigen Raum finden wir dafür häufiger den Begriff „Industrial Internet“, aber auch von „Industry 4.0“ ist im Kontext der vierten Industriellen Revolution die Rede (vgl. "IoT for all"). Gemeint ist mit allen mehr oder weniger der gleiche Sachverhalt: Die Digitalisierung der Produktion durch Robotik und Sensorik, das Entstehen von Smart Factories, aber auch der Paradigmenwandel von zentralisierten zu dezentralisierten Produktionsstrukturen. Dabei geht es keinesfalls um einzelne Produktionsschritte, sondern darum, die gesamte Wertschöpfungskette zu optimieren. Diese reicht nicht nur bis zur Fertigstellung eines Produkts, sondern bis hin zur Wartung und, als letzten Schritt, zum Recycling.

Aus dem IoT wurden in diesem Zusammenhang dann Begriffe wie „Industry of Things“ und “Industrial Internet of Things“ abgeleitet. Dies macht deutlich, dass eine Abgrenzung zum „herkömmlichen“ IoT-Begriff nötig ist.

Abgrenzungsversuche IoT / IIoT

Versucht wurde bereits, die Unterscheidung durch die unterschiedlichen Anforderungen an das IoT sowie das IIoT („Industrial Internet of Things“) zu begründen (vgl. "Digitales Wirtschaftswunder"). In der Industrie müssen Normen und Qualitätsstandards eingehalten werden. Bestes Beispiel ist die Automobilindustrie und ihre neue IATF 16949-Norm. Außerdem sind Sicherheitslücken in der Industrie verheerender als der Ausfall der Beleuchtungssteuerung im Smart Home zum Beispiel. Allerdings lässt sich diese Unterscheidung nicht mehr aufrechterhalten, wenn es um Smart Cities oder autonomes Fahren geht. Die Sicherheitsanforderungen sind in allen Bereichen des IoT essentiell und maßgeblich.

Ein weiterer Unterscheidungsansatz, der in der Fachwelt kursiert, beruht auf der These, dass das IoT generell auf die Interaktion mit dem Menschen ausgelegt ist, wohingegen in der Industrie die reine M2M Kommunikation realisiert werden soll (vgl. "The Unbelievable Machine Company"). Man könnte die Unterscheidung auch ganz zweckmäßig Effizienz vs. Komfort nennen. Das IoT wäre im Vergleich zum IIoT demnach eine verbraucherorientierte Technologie und wir denken unweigerlich an smarte Haushaltsgeräte. Doch auch dieser Ansatz lässt sich nicht stringent durchexerzieren, denn in der idealen Smart Home-Vorstellung kommunizieren die Endgeräte soweit es geht eigenständig und völlig ohne Zutun der Hausbewohner. Und spätestens die Smart Cities lassen diese Unterscheidung erneut scheitern. Bei smarter LED Straßenbeleuchtung geht es eindeutig um Effizienz.

IoT – Ein offenes Konzept

Das IoT ist kein geschlossenes Konzept oder eine einzelne Technologie, sondern führt zahlreiche Anwendungen zusammen. Die oben dargestellten Abgrenzungsschwierigkeiten legen es uns nahe, das IoT als eine Art Oberbegriff zu sehen und eine „Hierarchie-Ebene“ nach oben zu verfrachten. Wir erhalten damit einen Begriff, der durch seine zahlreichen Spielarten und Abwandlungen jedoch immer schwieriger greifbar ist. Für viele so wenig greifbar wie das, was er beschreibt: Eine globale Infrastruktur, die auf Datenübertragung in Echtzeit basiert und alle Lebensbereiche revolutioniert. Das MinebeaMitsumi Tochterunternehmen Paradox Engineering prophezeit: Bis 2020 wird es 200 Milliarden vernetzte Objekte geben – 26 Objekte pro Kopf, weltweit. Darin liegen noch nie dagewesene Möglichkeiten für Städte, für die Industrie und für Endverbraucher.

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